Die Peenemünde-Seite....oder ab in den schönen, wilden Osten
Nachdem wir in Peenemünde gelandet waren, galt es zunächst die Maschiene zu verzurren und das spärliche Gepäck (Toilettenbeutel, Ersatzunterhose, Jacke) auszuladen. Zur Quartiersuche im nahegelegenen Ort Karlshagen liehen wir uns vom freundlichen Platzwart gegen eine geringe "Gebier" ein paar Fahrräder aus. Schon die erste Inspektion des Vorfeldes zeigte, dass es am nächsten Tag einiges zu entdecken geben würde.
Wir verzurrten unsere wenigen Habseeligkeiten auf die wunderbaren Damenfahrräder mit dem viel zu niedrigen Sätteln und machten uns auf den Weg ins nächstgelegene Örtchen Karlshagen, um ein Quartier fär die Nacht zu suchen. Die Suche gestaltete sich etwas schwierig, denn die Anbieter der Privatzimmer sind nun nicht gerade darauf erpicht, nur für eine Nacht zu vermieten. Aber schließlich fanden wir doch noch eine schöne Unterkunft und fuhren noch am gleichen Abend mit der mittlerwerweile hochmodernen Inselbahn ins 30 km entfernte Seebad Ahlbeck. Ahlbeck war schon zu des Kaiser´s Zeiten die Badewanne Berlins und wurde in den letzten Jahren Zug um Zug restauriert und modernisiert. Heute zeigen sich die alten Jugendstil-Villen wieder im alten Glanz und die Altstadt läd zum Bummel ein. Im Vergleich zu Rügen sind die Preise in den Restaurants noch einigermaßen zivil. Ein Bild der alten Seebrücke findet sich hier. |
Am nächsten Morgen machten wir beim Check unseres Flugzeuges eine unangenehme Entdeckung. Die Batterie hatte sich entladen, weil wir vergessen hatten, den Hauptschalter auszuschalten. So hatten die elektrisch betrieben Kreisel-Instrumente über Nacht die Batterie leer gezogen. Es stand uns also ein Zwangsaufenthalt von mehreren Stunden bevor, den wir zunächst für einen Besuch des kleinen Flugplatzkaffees nutzten. Um wilden Spekulationen vorzubeugen, bei der Dame auf dem linken Photo handelte es sich um eine geschickt drappierte Schaufensterpuppe :-)
Das Dokumentationszentrum über den militärisch - technischen Komplex des dritten Reiches wurde bereits zu Anfang der 90-er Jahre gegründet. Seither haben es im Schnitt 300.000 Besucher pro Jahr besichtigt. In Peenmünde arbeiteten, bis zu seiner Bombadierung durch die alliierten Luftstreitkräfte im Sommer 1943, mehrere Tausend Wissenschaftler und Techniker sowie ca. 6.000 Zwangsarbeiter aus dem besetzten Europa. Auch wenn dieser Wahnsinn mittlerweile weitestgehend getilgt und vom Gestrüpp überwuchert ist, scheint die Anziehungskraft dieses Ortes bis heute ungebrochen.
Ein Grund hierfür liegt sicherlich in der Ambivalenz, welcher dieser Ort ausstrahlt. Sicherlich war er Ausgangsort für technische Meisterleistungen, brachte aber auch Schrecken und Leid über die davon betroffenen Menschen. Dass der Umgang mit der sensiblen Geschichte nicht einfach ist, zeigt auch die Tatsache, dass das Dokumentationszentrum nach nationalen und internationalen Protesten an der Form der Darstellung im Jahr 1996 neu gestaltet und die Exponate in einen deutlicheren geschichtlichen Zusammenhang gestellt wurden. Es hat mehrere Jahre gedauert, bis die musealen Ziele des Informationszentrums neu festgelegt wurden. Nach der Neugestaltung zog die Ausstellung in das alte Kraftwerk um, welches zur Zeit gerade saniert wird. Der Fortgang dieser Arbeiten kann anhand der neu erstellten Internet - Präsenz des Dokumentationszentrums verfolgt werden.